2.3.11

Playlist Januar/Februar 2011

****1/2

Stacie Collins, Sometimes Ya Gotta …
(REV Records)

Da geht die Post ab. Saftige Gitarren und knackige Rhythmen prägen das drittte Album von Stacie Collins aus Nashville. Ihr Hardcore-Honytonk und Rock ’n’ Roll klingt fast wie weiland die Georgia Satellites, nur mit weiblicher Gesangsstimme. Kein Wunder: produziert hat das Album (wie schon das zweite von Stacie) Satellite Dan Baird, der auch selbst mitspielt. Zudem dabei: Gitarrist Warner E. Hodges (Jason & The Scorchers).



****

Abigail Washburn, City of Refuge
(Foreign Children)

Wiederum vielseitig und immer wieder überraschend ist das dritte Album von Abigail Washburn. Die Banjo-Virtuosin mit der brüchigen Stimme schlägt den Bogen weit von Folk und einem Hauch Bluegrass und Blues zu chinesischen Klängen und zu jazzigen Elementen. Unter den zahlreichen Mitmusikern sind auch grosse Nummern wie Gitarrist Bill Frisell und Bassist Viktor Krauss – und Fiddlerin Rayna Gellert, mit der Abigail bei Uncle Earl zusammen musiziert.


Shannon McNally, Western Ballad
(self-released)

Ihr letztes Album „Coldwater“ hat die talentierte Singer/Songwriterin, die 1973 auf Long Island bei New York geboren wurde, in Memphis mit Jim Dickinson (der inzwischen verstorben ist) eingespielt. „Western Ballad“ entstand in New Orleans und Los Angeles. Die zehn eigenen neuen Songs, dazu das Titelstück von Beat-Poet Allan Ginsberg, wurzeln in Rock und Country, sind aber mit vielfältigen Einflüssen von Pop bis Cajun gedüngt. Ein Stück mit einem Hauch Cajun hat sich Shannon sogar ins Französische übersetzen lassen: „Tristesse oubliée“.


Rachel Timberlake (self-released)

Aus Indiana stammt Rachel Timberlake, die ihr Debüt in Nashville aufgenommen hat. Dieses geht ähnlich rockig ab wie das neue Album von Stacie Collins (siehe oben), wartet dann aber auch mit gängigeren Countryklängen auf. Und den zweiten Track „Girls Are the New Boys“ gibts am Schluss ein zweites Mal mit urbaneren Untertönen als „Gurlz R tha Nu BoyZ“. Ein Talent, das man im Auge behalten muss.


Hot Club of Cowtown,
What Makes Bob Holler
(Proper American)

Das Trio um Fiddle-Virtuosin Elana James (früher: Elana Fremerman; tourte schon mit Bob Dylan) spielt den Western Swing auf eine wunderschön schlichte, aber elegante Art, die mir von Anfang an sehr gut gefallen hat. Ihr siebtes Album ist ein Tribut an Bob Wills and His Texas Playboys, den sie als „foremost influence and inspiration“ bezeichnen. Es sind Titel, die sie live schon immer gespielt haben und jetzt in einer Tourneepause in London in drei Tagen aufgenommen haben, darunter etwa „Time Changes Everything“, „Maiden’s Prayer“, „Big Ball in Cowtown“ (!), „Keeper of My Heart“, „Faded Love“ und „Stay a Little Longer“.


John Prine, In Person & On Stage (Oh Boy)

Der grosse Singer/Songwriter mit 14 live aufgenommen Titeln, bis auf „Bear Creek Blues“ von der Carter Family alles eigene Songs. Darunter „In Spite of Ourselves“ und „Undwed Fathers“ im Duett im Iris DeMent, „Angel from Mongomery“ mit Emmylou Harris. Sehr schön.


Augie Meyers, Trippin Out On Triplets
(El Sendero)

Good ol’ Augie, der Mann an der Orgel im legendären Sir Douglas Quintet, ist inzwischen 70 geworden, aber immer noch aktiv. Entspannt und abgeklärt wie seine letzten Alben klingt auch das neue, das dem bläserlastigen „West Side Sound“ seiner Heimatstadt San Antonio, Texas, gewidmet ist. Mit dabei alte Hasen, die auch bei „Sir“ Doug Sahm Stammplätze hatten wie Saxophonist Rocky Morales, Trompeter Al Gomez und Bassist Jack Barber. Zwölf eigene Songs, darunter Klassiker wie „Sittin’ Up At Night“, „Crazy Crazy Baby“ und „I Cried a Tear“.


Carolina Chocolate Drops,
Genuine Negro Jig
(Nonesuch)

Dieses Album ist mir entgangen, als es letztes Jahr erschienen war; inzwischen ist es schon mit einem Grammy (Best Traditional Folk Album) ausgezeichnet worden. Das schwarze Trio, ein Frau und zwei Männer, spielt mit Banjo und Fiddle als Hauptinstrumenten vorwiegend String Music aus den 1920ern und 1930ern. Und dies eher pur und rau. Sehr schön.



***1/2

Elvis Costello, National Ransom (Hear Music)

Auch Elvis Costellos neues Album ist mir letztes Jahr irgendwie zwischendurch gefallen. Als es dann Ende Jahr in manchen Jahresbestenlisten auftauchte, hab ich es mir noch beschafft. Es ist produziert von Kumpel T Bone Burnett, aufgenommen in Nashville mit einigen der dortigen Top-Cracks wie Steelgitarrist Jerry Douglas, Fiddler Stuart Duncan, Gitarrist Buddy Miller sowie den (Background-)Sängern Vince Gill und Jim Lauderdale, dazu Gitarrist Marc Ribot und Pianolegende Leon Russell. Ein schönes Album, durchaus, aber ein neues „King of America“ (1986; *****) ist es dann doch nicht.


Wanda Jackson, The Party Ain’t Over (Nonesuch)

Auch so ein viel gerühmtes Teil. Und das von Jack White produzierte Album der 73-jährigen Rock ’n’ Roll-Legende Wanda Jackson ist wirklich ganz hübsch herausgekommen. Ich ziehe ihre frühen Aufnahmen aber ganz klar vor.



***

Gregg Allman, Low Country Blues (Rounder)

Die Allman Brothers Band gehörte zum Soundtrack meiner jugendlichen Hippiejahre. Nach dem frühen Tod von Duane Allman war die beste Zeit der Band allerdings schon vorbei. Jetzt hat der überlebende Bruder Gregg ein Album mit altem Country Blues eingespielt. Das ist ganz hübsch – dafür bieten Produzent T Bone Burnett und Musiker wie Gitarrist Doyle Bramhall II und Pianist Mac Rebennack [aka Dr. John] Gewähr – aber insgesamt doch etwas wenig auf- und anregend.