30.3.07

Spanic Boys, „Sunshine“

(self-released)
****
Lange nichts mehr gehört von den Spanic Boys aus Milwaukee, die Anfang der Neunziger drei Alben auf dem Label Rounder hatten. Doch Tom und Ian Spanic – Vater und Sohn – rocken immer noch so schön wie eh. Zwei Gitarren, zwei Stimmen, dazu Bass (T-Bone Wolk), Drums (Brad Elvis) und ein bisschen Keyboards (Matt Meixner), und one two three four...
Tom Spanic hat 1956 seine erste Gitarre erhalten, zum zehnten Geburtstag: eine Fender Stratocaster. 1968 kam Ian zur Welt, als er sieben war, begann ihn der Vater, inzwischen Gitarrelehrer am Konservatorium, in klassischer Gitarre zu unterrichten. Erst als Ian 14 war, durfte er zur elektrischen Gitarre greifen – der Vater kaufte ihm eine – was wohl? – Stratocaster.
Über zwanzig Jahre spielen Vater und Sohn nun als Spanic Boys zusammen. Man spürt das lange Zusammenspiel der Spanics; ihr Sound strahlt – in positivem Sinn – eine Art schlafwandlerische Sicherheit aus. Ob ihr Rock ’n’ Roll mal mehr nach Rockabilly, nach Country-Rock, nach Blues-Rock oder einfach nach Gitarren-Roots-Rock klingt – es macht immer Spass zuzuhören. Und der Spanic-Sound klingt nie wie von gestern, bei allen Retro-Anleihen hat er etwas ganz Eigenes und wirkt zeitlos. Das Dutzend Songs haben Tom und Ian Spanic selbst geschrieben, das Album haben sie selbst produziert, Ian hat bei den Aufnahmen Hand angelegt und das Ding abgemischt, und erschienen ist es auf dem Familienlabel Cinaps.

24.3.07

Norah Jones, „Not Too Late“

(Blue Note)
***1/2

Ein bisschen jazzig ist das neue Album von Norah Jones. Mit ganz wenig Posaune, Trompete, Tuba, Sax, alles dezent und wohl dosiert. Da ein paar Striche Cello, dort ein paar Zupfer Mandoline. Die angenehme Stimme. Und alles ziemlich elegisch. Wohl etwas weniger populär als gehabt (auch erste Verkaufszahlen weisen in diese Richtung). Aber ganz schön cool und ziemlich unaufgeregt.

11.3.07

The Holmes Brothers, „State of Grace“

(Alligator)
****
Die Holmes Brothers servieren einmal eine betörende Mischung aus Soul und Blues und Folk und Soul und Rock und Country und Soul. Als Gastsängerinnen haben sie Rosanne Cash für Hank Williams’ „I Can’t Help It If I’m Still in Love With You“ und Joan Osborne für „Those Memories of You“ dabei. Wichtigster Mitmusiker von Wendell Holmes, Sherman Holmes und Popsy Dixon sind Larry Campbell (Mandoline, Pedal Steel, Fiddle, Gitarre) und Glenn Patscha (Orgel, Piano, Gitarre, Akkordeon) sowie Bassist Byron Isaacs. Und für einen Song ist als Gast auch Levon Helm dabei. Mein Lieblingstrack auf diesem tollen Album ist die Cajun-Version des CCR-Heulers „Bad Moon Rising“ mit heftig Fiddle und Akkordeon. Göttlich!

10.3.07

America, „Here & Now“

(Burgundy / Sony/BMG)
**
Zwei ältere Herren haben noch einmal den namenlosen Gaul gesattelt und schleichen damit um die Häuser. Hatte ihr „Horse With No Name“ damals 1972, tief in der Hippie-Zeit, noch einen gewissen melancholischen Charme, dem man ganz gerne erlag, so schleppt sich der Sound von America 2007 einfach nur langweilig daher. Das erinnert gar mehr an die frühen Bee Gees als an die Eagles. Bei Track 6 fällt dann eine etwas schärfere Gitarre auf, die einen nach dem Booklet greifen lässt. Aha, Ryan Adams. Nun, das rettet das Gähnwerk auch nicht.
Neben der CD Jahrgang 2007 beinhaltet „Here & Now“ noch eine zweite CD mit einer Live-Aufnahme von 2005. Da bringen America ihre alten Songs von „Ventura Highway“ bis „Horse With No Name“, aber sie gewannen diesen nichts Neues ab, im Gegenteil.
Wem der Sinn nach einem Ritt durch die Wüste auf dem namelosen Gaul steht, ist mit dem Original von anno dazumal besser bedient als mit diesem Remake.

3.3.07

Brigitte London, „Like A Phoenix“

(self-released)

**
Brigitte London stammt aus Wisconsin; kürzlich ist sie von Austin, Texas, nach Nashville, Tennessee, gezogen. Ihren Namen hatte ich schon ein paar Mal gelesen. Als nun ihr neues (drittes?) Album als „powerful blend of blues, soul and country“ mit Outlaw-Einflüssen von Jennings und Cash und der Stimmkraft von Etta James und Aretha Franklin angpriesen wurde, bestellte ich „Like A Phoenix“ – auch wenn das nur halbwegs stimmen würde, versprach das ein interessantes Album zu sein.
Nun, Brigitte London kann singen, sie hat eine gute Stimme. Ihr Sound hat eine leicht jazzige Note, klingt streckenweise ganz elegant. Zu einem Drink nach einem anstrengenden Tag, irgendwo in einer Hotelbar mit gedämpftem Licht, würde mich das gewiss nicht in die Flucht treiben. Doch so auf Platte klingt Brigitte London einfach etwas zu beliebig, zu unverbindlich.