21.9.06

Im CD-Wechsler (13/2006)

****1/2 – James Luther Dickinson, „Jungle Jim And The Voodoo Tiger“ (Memphis International)
Als Produzent und Keyboarder hat Jim Dickinson in den vergangenen Jahrzehnten bei unzähligen Alben gekonnt Hand angelegt – und zwar bei den allerbesten, wie etwa bei Ry Cooder, Bob Dylan, Aretha Franklin, The Cramps, Johnny Cash, John Hiatt.
Meister Cooder steuert denn auch Liner Notes bei zum neuen Album des Veteranen, der im November 65 wird:
It is 2006, light years away from the time of Gus Cannon, DeFord Bailey, and Emmett Miller. The culture of the country has been hijacked by life-style hotshot pimps who join with consumer fascists in selling you back to yourself. Who can you trust? Nobody, in the immortal words of Bert Williams. Who will sing for you, the question posed by Carter Stanley, gone to his reward, unable to answer.
But there is someone, a knowing man, even a man of American family values, who raised his two boys in the sacred code of right and wrong, American-style: Jim Dickinson, son of a Delta match salesman, a code-talker, a personal friend of mine.
Take a seat, listen in, find your place.
Nach seinem Solo-Debüt „Dixie Fried“ (1971) und „Free Beer Tomorrow“ (2002) ist das erst das dritte Soloalbum von Dickinson. Unterstützt von Musikern wie seinen Söhnen Luther und Cody, erfolgreich mit ihrer Band North Mississippi Allstars, und Alvin Youngblood Hart zelebriert er hier eine Art Hommage an die Musik des tiefen US-Südens. Mit viel Blues und Swamp-Groove und Soul präsentiert er alte und neuere Songs wie „Red Neck, Blue Collar“ (von Bob Frank), Terry Fells „Truck Drivin’ Man“, Collin Wade Monks „Violin Burns“, Johnny Taylors 1969er Hit „Love Bone“ und Eddy Hintons „Can’t Beat The Kid (Part 2)“. Saftig und rund.

**** – Hacienda Brothers, „What’s Wrong With Right“ (Proper)
Zum zweiten Mal bringen Chris Gaffney und Dave Gonzalez als Hacienda Brothers stimmungsvoll ihren Western Soul auf Platte. Wiederum hat Soul-Legende Dan Penn produziert, und neben den mehrheitlich eigenen Songs von Gonzales und Gaffney gibt es auf dem Album auch zwei von Dan Penn mit Spooner Oldham geschriebene Klassiker: „It Tears Me Up“ und vor allem den Ohrwurm „Cry Like A Baby“, der durch den Country-Touch ganz neue Qualitäten offenbart. Einfach schön.

**** – Rory Block, „The Lady And Mr. Johnson“ (Rykodisc)
Es war tief in den Achtzigerjahren, als ich mal beim Durchzappen der TV-Programme auf dem deutschen SWF hängen blieb. Eine mir nicht bekannte nicht mehr ganz junge Frau mit langen braunen Haaren, in einem geblümten Kleidchen, Typ Spät-Hippie, sass da mit der Klampfe auf einem Barhocker und blueste sich die Seele aus dem Leib. Und sie spielte eine Gitarre! Anderntags kaufte ich ich mir eine erste LP von Rory Block. Nun, Aurora Block, die im November 57 wird, hats immer noch drauf, wie sie auf ihrem neuesten Album eindrücklich beweist. Der „Mr. Johnson“ vom Album-Titel ist Robert Johnson. Die Musik des legendären Bluesers aus den Südstaaten hat die Musik und damit das Leben der weissen Blueserin aus Manhattan geprägt. 13 seiner Songs, von „Cross Road Blues“ über „Rambling On My Mind“, „Me And The Devil Blues“ bis zum „Kind Hearted Woman Blues“ covert sie auf dem Album. Eine Stimme und eine Gitarre, die unter die Haut gehen.