10.7.06

Im CD-Wechsler (10/2006)

****1/2 – 77 el Deora, „Sirens“ (Western Independent)
Aus San Francisco kommt die hippe Hardcore-Country-Kombo mit dem seltsamen Namen 77 el Deora um das Sänger- und Songwriter-Paar Jenn Courtney und Maurice Tani. Miles of Music beschreibt das Album schöner als ich es könnte: Intelligent, original, neo-noir honky-tonk in the classic rhythms and themes of western America: cheatin`, lyin`, drinkin`, dyin`, broken hearts, shattered dreams, bright, twangy guitars and the Ray Price shuffle. Beide Gesangsstimmen, die weibliche (Jenn Courtney) wie die männliche (Maurice Tani, spielt auch die Gitarre), sind stark. Und besonders fällt die virtuose Fiddle von Steve Kallai auf. Komplettiert wird das Quintett durch den Bassisten Keith Bahjat und den Drummer Christopher Fisher. Auf der CD gibts zudem zusätzliche Gitarren, Steel guitar sowie Piano & organ. Das mit Hardcore-Country sehen 77 el Deora nicht so eng, da haben auch Elemente von Rock und Rockabilly, von Soul und Blues ihren Platz. Die Songs schreibt Maurice Tani. Als Covers gibts zudem „3:30 In The Afternoon“ von Dallas Wayne und „Cryin’ Over You“ von Roy Orbison – und als hidden track eine umwerfende Country-Version des Georgia-Satellites-Hits „Keep Your Hands To Yourself“ mit tollen Fiddle-Passagen. Ein ganz starkes Album.

**** – The Hoyle Brothers, „One More Draw“ (Loose Booty)
Noch so eine herzerfrischende Honkytonk-Band! Das zweite Album der Holye Brothers – die nicht wirklich Brüder sind, jedenfalls keine leiblichen – bringt erneut eine höchst tanzbare Mischung aus im besten Sinne altmodischem Country, gewürzt mit etwas Western Swing, Rockabilly, Boogie, Walzer und einem Hauch von Blues. Ihre Songs drehen sich um gebrochene Herzen und um das Wegtrinken von Herzschmerz. Sehr schön ihr Cover von Ray Price’s „Walkin’ Slow (An Thinking ’Bout Her)“.

***1/2 – Jeffrey Foucault, „Ghost Repeater“ (Signature Sounds)
Jeffrey Foucault aus Wisconsin ist ein Singer/Songwriter in der Tradition eines Townes Van Zandt und Guy Clark. Eigentlich ist er ein Mann mit der Klampfe und seinen Liedern. Sein neues Album produzierte aber Bo Ramsey, und der unterlegt dem Song-und-Klampfe-Sound einen feinen Tonteppich mit seiner exzellenten Slide-Gitarre und den Klängen weiterer Musiker aus der Szene um Greg Brown in Iowa City.

*** – Kris Kristofferson, „Live From Austin, Tx“ (Austin City Limits, 1981) (New West)
Eine weitere Liveaufnahme der TV-Show „Austin City Limits“: Kris Kristofferson mit Band am 14. September 1981. „Help Me Make It Through The Night“, „Me And Bobby McGee“, „Casey’s Last Ride“, „The Pilgrim“, „Loving Her Was Easier“, „Sunday Morning Coming Down“ und zehn weitere Songs. Solid, angenehm, aber nicht herausragend.
Was nervt bei dieser CD-Reihe: Es gibt auf der CD keine Angaben zum Line-up. Natürlich finde ich das schon irgendwie raus (Stephen Bruton - Guitar, Vocals; Glen Clark - Guitar, Mandolin, Vocals; Sammy Creason - Keyboards, Guitar, Harmonica, Vocals; Donnie Fritts - Drums; Tommy McClure - Bass; Billy Swan - Keyboards, Guitar, Vocals), aber es gehört einfach aufs Plattencover (vielleicht stehts bei der DVD drauf – die ganze Reihe kommt als CD und DVD heraus).

** – Alejandro Escovedo, „The Boxing Mirror“ (Back Porch)
Ich weiss nicht woran es liegt: Wie mit früheren Escovedo-Werken werde ich auch mit seinem neuen Album einfach nicht warm. Das Teil, produziert von John Cale und eingespielt mit Könnern wie dem Gitarristen Jon Dee Graham, wird allenthalben in hohen Tönen gelobt. Mir gehts zum einen Ohr rein und zum anderen raus – hängen bleibt nichts.