31.12.05

Best of 2005: Top Ten etc.

Meine Lieblingsalben 2005:
1. Amber Digby, Music From The Honky Tonks
2. Pieta Brown, In The Cool
3. Taj Mahal, Mkutano
4. Abigail Washburn, Song Of The Traveling Daughter
5. Wayne Scott, This Weary Way
6. Joy Lynn White, One More Time
7. Two Tons of Steel, Vegas
8. Hacienda Brothers, Soul
9. Robyn Ludwick, For So Long
10. Terry Anderson and the Olympic Ass-Kickin Team (same)


Ausser Konkurrenz:
Blaze Foley, Wanted More Dead Than Alive (1988)

Knapp ausgeschieden (alphabetische Reihenfolge):
Bluerunners, Honey Slides
BoDeans, Hombrewed. Live From The Pabst
Sarah Borges, Silver City
Hayes Carll, Little Rock
Bettye LaVette, I’ve Got My Own Hell To Raise
TJ McFarland, Rosenbum’s Gin
James McMurtry, Childish Things
Mike Stinson, Last Fool At The Baar
Los Super Seven, Heard It On The X
Lucinda Williams, Live @ The Fillmore
William Elliott Withmore, Ashes To Dust
Dwight Yoakam, Blame The Vain

30.12.05

Im CD-Wechsler (Woche 52 / 2005)

**** – Terry Anderson and the Olympic Ass-Kickin Team (Doublenaught)
Southern Rock mit einem Augenzwinkern in der Tradition von Bands wie Georgia Satellites und Rainmakers. Singer/Songwriter Terry Anderson ist ein Veteran im Geschäft, sass am Schlagzeug für Don Dixon, Dan Baird, The Backsliders und viele andere. Dan Baird (ex Georgia Satellites) ist auch als Gast dabei, ebenso Eric «Roscoe» Ambel. Musik für den Highway. I like it.

**** – Van Preston, «Schizophrenic Heart» (Unconventional)
Die aus Arkansas stammende Sängerin und Songschreiberin lebt und arbeitet in Nashville. Starkes Americana-Debüt, auch mal mit rockigem Gitarren-Sound. Der Song «Bought Myself A Toy» dürfte eine Reminiszenz an ihre gescheiterte Ehe sein: I don’t need you anymore my dear, because I bought myself a toy. Ein Song, den die US-Radios gewiss nicht spielen.
(Das Album ist allenthalben – auch auf Van Prestons Website – mit dem Titel «Schizophrenic Heart» angekündigt,; auf der CD selber steht das nur als Songtitel, sonst steht da nur ihr Name drauf.)

**** – James McMurtry, «Childish Things» (Compadre)
Der brillante Songwriter aus Texas – musikalisch klingt er für mich immer wie ein ruraler Lou Reed – in Topform.

**** – Leaving, TX, «100 Miles To Sunday» (Lucky Range)
Sehr schöner Americana-Sound aus Virginia.

***1/2 – Honeybrowne, «Something To Believe In» (Compadre)
Die neue junge Americana-Kombo aus Austin, Texas. Ansprechendes Debüt.

***1/2 – The Doc Marshalls, «No Kind Of Life» (self-released)
Cajun und Country von einem Quartett aus Brooklyn NY.

***1/2 – Freddy Fender & Flaco Jimenez, «Dos Amigos» (Back Borch)
Zwei alte Freunde (und die halben Texas Tornados) singen und spielen spanischsprachige Songs von früher. Stimmungsvoll. Flacos Akkordeon gewohnt virtuos, und Baldemar Huerta (aka Freddy Fender) hat den mexikanischen Schmelz drauf wie eh und je.

*** – Billy Joe Shaver, «The Real Deal» (Compadre)
Ein ganz Grosser. Er sollte aber besser nicht selber produzieren. Das Album dümpelt etwas zu gleichförmig dahin. Nette Duette mit Nanci Griffith und Kimmie Rhodes.

**1/2 – Augie Meyers, «Alive And Well At Lake Taco» (White Boy)
Der gute alte Augie spielt mit Freunden wieder einmal die immer gleichen alten Songs ein («Hey Baby, Ke Paso» usw.). Der TexMex-Altmeister tendiert zunehmend zu Festhütten-Sound.

23.12.05

Im CD-Wechsler (Woche 51 / 2005)

**** – Mike Stinson, «Last Fool At The Bar» (Boronda)
Zwei Jahre nach seinem starken Debüt «Jack Of All Heartache» legt Mike Stinson, «the uncrowned King of the L.A. Neo-Honky Tonkers» («Hollywood Reporter») noch einen Zacken zu. Sein Album «Last Fool At The Bar» rückt den aus Virginia stammenden, jetzt in Los Angeles lebenden Singer/Songwriter (und auch Drummer für Kollegen) noch näher an einen Gram Parsons heran. Erneut mit von der Partie ist Gitarrist Tony Gilkyson (der schon bei der legendären L.A.-Punk-Band X mit Exene Cervenka und John Doe dabei war). Stinsons näselnder Gesang erinnert etwas an Bob Dylan, der ihn aber vor allem als Songschreiber beeinflusst hat. Von Stinsons Songwriting angetan zeigte sich auch Dwight Yoakam, der «The Late Great Golden State» von Stinsons Debütalbum sofort für sein Album «Population Me» (2003) aufnahm.

**** – TJ McFarland, «Rosenbum’s Gin» (Explosive)
In der gleichen Liga wie Mike Stinson spielt auch TJ McFarland, geboren in South Dakota, aufwachsen in Oklahoma und heute, nach einem Zwischenspiel in Texas, in Kalifornien lebend. Als seine wichtigsten Einflüsse nennt er selber Bob Dylan, Gram Parsons, The Doors, Dwight Yoakam und Ryan Adams. Zur Hand gegangen sind McFarland bei seinem zweiten (oder dritten?) Album Musiker aus dem Umfeld von Dwight Yoakam und Lucinda Williams wie die Gitarristen Doug Pettibone und Keith Gattis, Bassist Taras Prodaniuk, Keyboarder Skip Edwards – sowie Gitarrenlegede Waddy Wachtel. Zwischendurch gehts da auch ziemlich rockig zur Sache.

**** – North Mississippi Allstars, «Electric Blue Watermelon» (ATO)
Auf ihrem neuen Album besinnen sich die Brüder Luther (guitar, vocals) und Cody Dickinson (drums) sowie Chris Chew (bass, vocals) auf ihre musikalischen Wurzeln. Diese liegen vor allem im Blues von Figuren R.L. Burnside und Junior Kimbrough. Und im Wirken ihres Vaters Jim Dickinson (aka East Memphis Slim), der bei den frühen Alben von Ry Cooder eben so mitwirkte wie bei der Entwicklung des berühmten Memphis-Sound in den legendären Ardent-Studios. Er produzierte das Album seiner Söhne. Blues und Südstaaten-Rock ’n’ Roll bilden die Basis, auf der dann Ausflüge in alle Richtungen möglich sind, etwa zu Rap oder zum Sound der Dirty Dozen Brass Band, die zu den zahlreichen Gästen auf dem Album zählt. Ein Höhepunkt ist «Hurry Up Sunrise» als Duett von Luther Dickinson mit Lucinda Williams.
Jim Dickinson sagt zum neuen Album der Allstars:
North Mississippi Allstars make no claim to being a blues band. Something happens when white boys play the blues. Rock and Roll. Whether it's Elvis or the Beastie Boys, this music has come to symbolize freedom the world over and to illustrate the inter-racial brotherhood of man.

***1/2 – Bobby Bare, «The Moon Was Blue» (Dualtone)
Bobby Bare gehört zu meinen alten Helden. Nicht für seine frühen Hits wie «500 Miles Away From Home» aus den frühen Sechzigern, sondern wegen seinen Alben aus den 1970er-Jahren, für die ihm vor allem Shel Silverstein so manchen Song auf den Leib schrieb. Und es war vor allem Bobby Bares Interpretation von «Tecumseh Valley» auf «Diamond & Dirt» (1979), die mich erst auf Townes Van Zandt brachte. Ich hatte in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren auch mehrmals das grosse Vergnügen, Bobby Bare live zu erleben. Nach dem feucht-fröhlichen Album «Drinkin' From The Bottle, Singin' From The Heart» (1983) wurde es jedoch plötzlich still um diesen grossen Sänger und Musiker.
Inzwischen hat sein Sohn, Bobby Bare Jr., am Anfang auch noch mit Unterstützung des dann verstorbenen Shel Silverstein, eine vielversprechende Karriere gestartet. Und er ist es denn auch, der den Vater, inzwischen 70 geworden, wieder ins Studio brachte. Den energetischen Countryrock von damals im Ohr – «Too Rock For Country, Too Country For Rock And Roll», besang er selbstironisch seine damalige Situation zwischen Stuhl und Bank – irritierte das Comeback-Albums vorerst schon ein bisschen: «Are You Sincere» mit gepflegten Streichern und Bobby Bare als Country-Crooner. Ein bisschen Fifties-Easy-listening wie Pat Boones «Love Letters in The Sand» oder «It’s All In The Game» von Tommy Edwards. Der mit Abstand «modernste» Song ist «The Ballad Of Lucy Jordan» (geschrieben übrigens vom late great Shel Silverstein). Es brauchte ein paar Durchgänge, um mich mit dem «neuen» Bobby Bare anzufreunden. Aber je mehr ich das Album hörte, um so mehr wuchs es mir ans Herz. Und ich hoffe, das war nicht das letzte dieses Meisters.

15.12.05

Im CD-Wechsler (Woche 50 / 2005)

**** – Joy Lynn White, «One More Time» (Thortch)
Mit ihren exzellenten Alben «Between Midnight & Hindsight» (1992) und «Wild Love» (1994) für Columbia zu Beginn der Neunzigerjahre sah Joy Lynn White aus wie ein kommender Star. Aber offenbar sagten die Verkaufszahlen etwas anderes, die Plattenfirma liess White fallen. Wohl war ihr zum Verhängnis geworden, was Bobby Bare schon zehn Jahre davor besungen hatte: «Too Rock For Country, Too Country For Rock And Roll». 1997 folgte dann auf Pete Andersons Label Little Dog das nicht minder exzellente Album «Lucky Few». Auf ihrem offiziell vierten Album (effektiv gab sie selber 2002 noch eine CD mit Demoaufnahmen von 1997 bis 2002, «On Her Own», heraus) beweist sie sich erneut sowohl als ausgezeichnete Songschreiberin wie auch als tolle Sängerin. Das klingt mal mehr nach Country, mal mehr nach Rock, aber immer ganz stark. Gut, dass sie auch das schon auf dem Demo-Album veröffentliche, wunderschöne «Girls With Apartments In Nashville», das sie zusammen mit Duane Jarvis geschrieben hat, noch einmal aufnahm:
Girls with apartments in Nashville
They drive beat up old cars
Ride around with their guitar
In the back seat
They have their dreams
They have their dreams

**** – The Peasall Sisters, «Home To You» (Dualtone)
Bei singenden Kindern bin ich prinzipiell skeptisch. Bei den Peasall Sisters – Sarah (18), Hannah (14) und Leah (12) – war ich jedoch schon 2002 vom Debüt «First Offering» angetan. Mit dem zweiten Album «Home To You» legen die drei Schwestern mit den schönen Stimmen jetzt noch zu. Die Peasall Sisters stehen mit ihren Songs, ihrem Sound, ihrem Gesangsstil klar in der Tradition der legendären Carter Family. Das unterstreicht auch die Person des Produzenten: John Carter Cash, der Sohn von June Carter und Johnny Cash. Neben einigen Traditionals und dem Carter-Family-Song «I Will Never Marry» präsentieren die Mädels aus White House, Tennessee, erstmals auch drei selber geschriebene Titel. Geht man davon aus, dass sie sich mit dem Älterwerden auch musikalisch noch weiter entwickeln, kann da in Zukunft noch viel Erfreuliches auf uns zu kommen.

***1/2 – Gasmoney, «22 Dollars» (self-released)
Gasmoney, ein Trio um Songschreiber, Sänger und Gitarrist Fred Stucky, kommt aus Philadelphia. Die drei Jungs bringen eine bekömmliche Mischung aus Country und Rock ’n’ Roll, die live zweifellos selbst bei den Hängern an der Bar ein Fusswippen auslöst. Irgendwo wurden sie als Mischung aus Hank Williams und Rollings Stones bezeichnet, anderswo wurde ihr Sound mit «als würden die Sex Pistols Country-Songs singen» beschrieben. Beides ist vielleicht etwas gar vermessen, aber auf jeden Fall kann das Trio ganz schön rau zur Sache gehen. Die Aufnahmen, die auf desem Album versammelt sind, entstanden von 2002 bis 2004

*** – Merle Haggard, «Chicago Wind» (Capitol)
The Hag ist zurück auf einem major label. Klar, der Veteran ist sowohl als Songwriter wie als Performer ein sicherer Wert. Das neue Album ist sehr solid, aber viel mehr leider auch nicht.

*** – Bear & The Essentials, «Two Time Fool» (self-released)
Stimmungsvoller Rockabilly der traditionalistischen Art aus Austin, Texas. Billy Horton produzierte das Debüt von Bear (vocals, rhythm guitar), Ethan Shaw (upright bass) und Doug Strahan (lead guitar). Kurz – elf Songs, eigene und ein paar Klassiker in knapp 25 Minuten – und kurzweilig.

*** – Black Water Gospel (Fat Caddy)
Guter Roots-Rock aus Austin, Texas. Produziert und instrumental angereichert (Hammond B3, Wurlitzer, Accordion, Melodica) von Michael Ramos. Auf die Länge wirken die zehn Songs etwas all zu gleichförmig, was das Album je länger es läuft langweiliger macht. Aber ich denke, es lohnt sich zu verfolgen, wie sich Sänger/Gitarrist Juan Gutierrez, Leadgitarrist Jesse Duke, Bassist Dan White und Drummer Andy Morris weiter entwickeln.

9.12.05

Im CD-Wechsler (Woche 49 / 2005)

**** – Freakwater, «Thinking Of You...» (Thrill Jockey)
Catherine Irwin und Janet Bean gehören zu den Pionieren der alt.country-Bewegung – ihr erstes Album machten sie 1993. Nach sechs Alben hörte man nun sechs Jahre «nur» Soloprojekte der beiden Frauen, jetzt endlich wieder ein Freakwater-Album. Und dieses ist so gut, wie die zuvor waren. Schleppende Melancholie. Zuweilen schrammelnde Gitarren. Eindringlicher Harmoniegesang. Freakwater schreiben zwar ganz starke Songs, aber selbst wenn sie das Telefonbuch vorsingen würden, könnten sie Hühnerhaut erzeugen. Das war bei Debüt so, und das ist immer noch so.

**** – V.A., «Lowe Profile. A Tribute To Nick Lowe» (2 CDs; Brewery)
«Lowe Profile» ist ein hübscher Titel für diesen starken Nick-Lowe-Tribute aus der kalifornischen Alternative-Country-Szene. Produziert hat das Ding Walter Clevenger (Walter Clevenger & The Diary Kings), der mit seiner Band auch viele der Aufnahmen begleitet. Das vielseitige Album variiert mit Songs aus allen Phasen von Lowes Schaffen – von Brinsley Schwarz über Rockpile zu den Soloprojekten – von sanftem Country bis zu rauem Rock. Und macht einem damit immer wieder bewusst, was für ein grossartiger Songwriter Nick Lowe doch ist und was für einen grossen Beitrag zur Popgeschichte er (schon bisher) geieistet hat. Und ich bekomme wieder mal bestätigt, dass Lowe zu recht weit oben steht auf der relativ kurzen Liste meiner Lieblingsbriten (auf der z.B. – ich liebe Listen – auch stehen: Ronnie Lane [†], Ian McLagan, Ray Davies, Dave Edmunds, Brendan Croker, Joe Strummer [†], Jon Langford, Elvis Costello).
Track Listing:
LEFT SIDE
1. Eric Ambel - 12 Step Program (To Quit You Babe)
2. Ian Gomm - Cruel To Be Kind
3. Foster & Lloyd - Without Love
4. Dave Alvin - Failed Christian
5. Don Dixon - True Love Travels On A Gravel Road
6. Steve Allen - (I Love The Sound Of) Breaking Glass
7. Walter Clevenger & The Dairy Kings - There's A Cloud In My Heart
8. Michael Carpenter - (What's So Funny 'Bout) Peace, Love and Understanding?
9. Terry Anderson & The Olympic Ass Kickin Team - You Got The Look I Like
10. Bryan Shaddix - Couldn't Love You (Anymore Than I Do)
11. Rick Shea & Christy McWilson - Never Been In Love
12. Tipsy Jack - Marie Provost
13. Chris Gaffney - Crying In My Sleep
14. Rex Holmes & We Monster - Homewrecker
15. Steve Wynn - Truth Drug
RIGHT SIDE
1. Ron Flynt & The Blue Hearts - I Knew The Bride (When She Used To Rock & Roll)
2. Jamie Hoover - American Squirm
3. Eugene Edwards - The Ugly Things
4. Greg Trooper - What's Shaking On The Hill
5. sparkle*jets uk - When I Write The Book
6. James Intveld - Lonesome Reverie
7. Tiffany Anastasia Lowe - Heart
8. Duane Jarvis - Cupid Must Be Angry
9. Robbie Rist - Love So Fine
10. Kim Shattuck - You Make Me
11. The Lowe Beats - Don't Want The Night To End
12. Monkey Bowl - Let's Eat
13. The Brilliant Mistakes - Everyone
14. The Glimmer Stars - Rollers Show
15. The 'lectric Chairs - Heart Of The City

***1/2 – Junior Brown, «The Austin Experience» (Telarc)
Den famosen Junior Brown muss man eigentlich live gesehen haben, um zu wissen, was dieser absolute Ausnahmegitarrist kann. Denn wer ihn nur hört, kann das Gefühl haben, da würden sich ein E-Gitarrist und ein Steel-Gitarrist um den Lead duellieren. Dabei macht Junior Brown das alles selber mit seinem Eigenbau, der Elektro- und Steel-Gitarre vereint. «Guit-Steel®» nennt er dieses Teil (Bild). Es erinnert ein bisschen an das Ding, dass der älteren Musikfreunden vielleicht noch bekannte John McLaughling (im helvetischen Volksmund gerne als Mäcklöchli bezeichnet) jeweils umgehängt hatte, aber Gitarrenwixer von diesem Schlag können Brown das Wasser nicht reichen. Die Live-CD mit einer Aufnahme aus dem Continental Club in Austin, Texas in seiner üblichen Trioformation (mit Gattin Tanya Rae Brown an der akustischen Rhythmusgitarre und Johnny Penner am Bass; bei einem Song ergänzt durch den Akkordeonisten Flaco Jimenez) gibt auch eine schöne Demonstration seiner Virtuosität. Natürlich bringt er da all seine Heuler wie «Broke Down South Of Dallas», «Party Lights», «My Wife Thinks You’re Dead», «Highway Patrol» usw.

*** – Rosie Flores, «Christmasville» (Durango Rose)
Alljährlich erlaube ich mir eine Weihnachtsplatte. Diesmal fiel mir die Wahl leicht. Denn die texanische Country- und Rockabilly-Sängerin, -Songwriterin und -Gitarristin Rosie Flores ist ein alter Liebling von mir, und ich kaufe alles, was sie herausgibt. Neben ein paar Klassikern wie «Little Saint Nick» von den Beach Boys, «Run Run Rudolph», berühmt gemacht von Chuck Berry, und «Happy Christmas (War Is Over)» von John Lennon und Yoko Ono serviert Rosie auch einige eigene Songs –und den bitteren Blues «My Christmas Tree Is Hung With Tears» von Kollegin Sarah Brown.

** – Curt Kirkwood, «Snow» (Little Dog)
Debüt von Curt Kirkwood (ex Meat Puppets) als Solo-Singer/Songwriter, produziert & arrangiert & mit diversen Saiteninstrumenten begleitet von Pete Anderson (Dwight Yoakam, Michelle Shocked). Ungewohnt farblos und langweilig für eine Anderson-Produktion.

1.12.05

Im CD-Wechsler (Woche 48 / 2005)

**** – Diesel Doug & The Long Haul Truckers, «Mistakes Were Made (A Retrospective 1995–2005)» (Cornmeal)
Diesel Doug & The Long Truckers ist eine Countryrockband aus Portland, Maine, deren Namen ich zwar schon ab und zu irgendwo gelesen hatte, ihre Musik hatte ich indes nie gehört. Der hübsche Songtitel «If I’d Shot Her When I Met Her (I’d Be Outta Jail By Now)» hat mich nun bewogen, ihr 10-Jahr-Jubiläums-Album zu kaufen mit Aufnahmen von zwei Alben der Band von 1997 und 1999 sowie ein paar Tracks von «Area Code 207»-Compilations (207 ist die Telefonvorwahl von Portland, Maine, und seit einigen Jahren gibt Long-Haul-Gitarrist Charlie Gaylord Compilations mit Material von Musikern aus der Region unter dem Titel «Greetings from Area Code 207» heraus). Die von Sänger und Songschreiber Scott Link (aka Diesel Doug) gegründete Band spielt eine sehr muntere Mischung aus Country und Rock.
Im CD-Inlay schildert Link sehr anschaulich die Geschichte der Band:
In 1986 I heard Steve Earle’s album Guitar Town and it all fell into place. I was twenty one, had already dropped out of art school and was ready to drop out of liberal art school. And no I had a reason why. I was a songwriter. It didn’t matter that I had never written a song before or that I didn’t know how to play an instrument, I just knew that that was what I wanted to be. I grabbed my dad’s old Gibson B-25 and started learning chords. In 1994 I met Haakon Kallweit and hatched the idea for The Long Haul Truckers. After the typical shuffling of players, Charlie Gaylord came on board to play guitar, John Davison was on drums and Scott Conley joined soon after to play bass and the line up was in place.
Now it’s been ten years. Seems impossible. Ten years of bars, clubs, the occasional arena, glass ceilings, Wild Turkey, four dollar ASCAP checks, Geary’s Pale Ale, no sound checks, tiny stages, blown monitors, Gritty’s beer for free, rooms with 50 people in them who couldn’t give a shit, and rooms with 5 people in them having a great time. There were great shows like Lucky Ron’s in Ottawa where we opened for a modern rock band, an utter mismatch and we absolutely tore the roof off the place. There was our first CD release party at Raoul’s, where it was so packed I couldn’t get to the bar before the set. Ted’s Wrecking Yard in Toronto, Toad in Cambridge, The Free Street Taverna, Gritty’s and Silly’s here at home in Portland, Dottie’s in Atlanta on Halloween, The True Brothers down in Greensboro NC come to mind as great places for us. There were awful shows too like the Monday night in Birmingham, Alabama when exactly zero people showed up. We played the set anyway, that’s an awfully long way to go to not play.
All of these shows added to the ebb and flow of the changing local, regional and national Americana music scene. I think we got as far as double A in the minor leagues of alt-country music. But there was one glimpse of the show. It was in July 1999 opening for Willie Nelson at the Bangor Auditorium. Ah yes, the Willie show. I still have the bottle of Cuervo from our dressing room that they gave us. There were four or five thousand people in the hall and we walked on to a blackened stage to thunderous noise (they thought we were Willie, I guess). I got chills. I could’ve gotten used to that.
I used to think that it was that one show which made it all worthwhile. I thought that for a long time, but I was wrong. What made putting up with all the crap you have to put up with to do this, is that ten years later I think of all the stuff and it makes me smile an sometimes laugh, and ten years later I still see the same faces in the audience. I know who all of you are who come out to listen to these songs.
Thank you everyone.

**** – Marti Brom «Sings Heartache Numbers» (Goofin’)
Die profilierte texanische Rockabilly-Sängerin Marti Brom hat für einmal ein Album mit klassischen Country- und Honkytonk-Songs zusammengestellt. Ich muss die Titel aufzählen, denn die 13 Songs enthalten die Zahlen von 1 bis 13:
1 Way Ticket To The Blues
Alone At A Table For 2
3 Hearts Later
4 Walls
5 Fingers To Spare
Whisky 6 Years
7 Lonely Days
8 Weeks In A Barroom
Apartment #9
10 Minutes Till Heartaches
A-11
The 12th Of Never
13 Steps Away
So weit so originell – aber das alles ist auch sehr schön und stimmungsvoll. Dass das Album ähnlich klingt wie meine Lieblingsplatte dieses Jahres – Amber Digby, «Music From The Honky Tonks» (*****), – liegt einerseits an einer verwandten Songauswahl, anderseits aber auch an den Begleitmusikern, die im wesentlichen dieselben sind: Fiddler Bobby Flores, Gitarrist/Bassist Justin Trevino, Pianistin Debra Hurd, Leadgitarrist Levi Mullen, Steel-Gitarrist Dickie Overbey und andere.

Und in Kürze:
***1/2 – Miss Leslie & Her Juke-Jointers, «Honky Tonk Revival» (Zero Label)
Echte, im besten Sinne altmodische Honkytonk-Stimmung verbreitet auch Leslie Lindsey aus Houston, Texas. Mit ihrer Band spielt Miss Leslie Countrysongs in klassischem Stil mit einem Hauch von Rockabilly. Der Soundtrack für eine lange Nacht in einer alten Bar irgendwo in Texas. In «Honky Tonk No More» singt sie: «Now a dollar plays a song I wouldn’t give a nickle for, no the jukebox in the corner don’t play honky tonk no more.»

***1/2 – High Or Hellwater, «Legends & Hall of Famers» (self-released)
Das dritte Abum dieser Band um Songwriter und Gitarrist Matt Reasor (Gesang: Dan Coakley), die eben von Los Angeles nach Nashville zog bringt frische, respektlose Songs zwischen Country und Roots-Rock.

***1/2 – Black Rebel Motorcycle Club, «Howl» (RCA)
Die ersten beiden BRMC-Alben habe ich nicht gehört. Wieder so eine Rock-Revival-Band, dachte ich und hörte weiter lieber die Originale. Nachdem meine Dealer das dritte Album aber sehr loben mochten, riskierte ich es. Und bereue es nicht. Die vielseitigen und stimmungsvollen, sehr bluesigen und oft akustischen Americana-Klänge machen mir Spass. Aber offenbar habe ich nicht all zu viel verpasst, lese ich doch da irgendwo im Internet: «You may have heard the Black Rebel Motorcycle Club before, but you’ve never heard them like this. Seriously.» Da scheine ich ja genau im richtigen Moment eingestiegen zu sein. ;-)

*** – Susan Gibson, «Outer Space» (self-released)
Die texanische Songschreiberin und Sängerin Susan Gibson ist einem breiteren Publikum kaum bekannt. Aber sie hatte schon einen Millionenhit: «Wide Open Spaces» stammt aus ihrer Feder, die Dixie Chicks haben den Song zum Hit gemacht. Gibson spielte früher Countryfolk mit einer Band namens The Groobies aus Amarillo, Texas. «Outer Space», der Titel nimmt offensichtlich Bezug auf ihren Hit, ist nun ihr zweites Soloalbum. Und da drauf ist, wie gehabt, unspektakulärer Countryfolk.